Gesunde Füße Die perfekten Schuhe
Sie tragen uns im Laufe unseres Lebens etwa viermal um die Erde – viel Arbeit. Grund genug, den Füßen gesunde Schuhe zu gönnen. So finden Sie Ihr perfektes Paar.
Beim Thema Schuhe blenden wir die Vernunft aus. Sie müssen einfach sein, diese stahlblauen Pumps, die so toll zur Jeans aussehen. Oder die Ballerinas aus pastellfarbenem Lackleder – jetzt schon reserviert für den Sommer. Modisch lustvolle Argumente für Schuhe gehen uns nie aus. Nicht mal, wenn die Objekte der Begierde beim Anprobieren einen Tick größer sein könnten oder am Spann zwicken. Gesundheitsaspekte scheinen uns egal, sonst hätte der Deutsche Fußreport nach der größten Messstudie seit 50 Jahren andere Zahlen ermittelt: Demnach tragen 82 Prozent der Deutschen Schuhe, die nicht passen. Und die Wissenschaftler des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens stellten an mehr als 10 000 Füßen mittels 3-D-Scan fest: Überraschende 75 Prozent der Männer und 60 Prozent der Frauen tragen zu große Schuhe. Zu klein sind sie lediglich bei 20 Prozent der Frauen und 12 Prozent der Männer.
Zu groß, zu klein, zu eng
Das hat Folgen. „Eine schlechte Durchblutung, Fehlhaltungen, Gelenk- und Rückenschmerzen, verkürzte Sehnen und Bänder – das sind nur einige der Schäden, die durch unpassendes Schuhwerk entstehen“, sagt Torsten Südekum, Orthopädie-Schuhmachermeister und Fußexperte aus Göttingen. Er sieht jeden Tag die Konsequenzen. Sogar muskuläre Verspannungen im Kiefer- und Kopfbereich, die auf schlechtes Schuhwerk zurückgehen. „Die auf unseren Füßen basierende Körperstatik ist mit einem Haus vergleichbar: Wenn schon das Fundament nicht stimmt, wird der ganze Bau wackelig“, so Südekum.
Mehr Freiraum für die Füße
„Die laufe ich noch ein“, denken wir, wenn die Stiefel drücken – und nehmen in Kauf, dass sich Schwielen oder Hühneraugen bilden. „Das ist das geringste Übel: Zu enge oder zu kleine Schuhe stauchen die Fußgewölbe und die Zehen. Auf Dauer verformen sie sich, was sich an den vielen Fällen mit Hammer- und Ballenzehen zeigt“, sagt Südekum. Gerade die Ballenzehe, auch bekannt als Hallux valgus, ist ein frauentypisches Problem, weil hohe Absätze das Entstehen begünstigen: Der Vorfuß wird überlastet, der große Zeh zur Fußmitte gezwängt und der Ballen wölbt sich nach außen. Das schmerzt, und der Gelenkknorpel nutzt sich ab.
Oft bleibt nur eine Operation, um die Zehe zu korrigieren (siehe Kasten unten). Also keine hohen Hacken mehr? „Ab und zu sind sie okay. Damit es aber nicht so läuft wie bei einigen Models, die sich Botox in die Füße spritzen lassen, um die Schmerzen nicht zu spüren, gilt nach ein paar Stunden: bequeme Puschen anziehen oder barfuß laufen“, rät Süde kum. Das ist auch wichtig, um die Durchblutung von Muskeln und kleinen Gefäßen zu regulieren, die durch gestauchte Zehen blockiert wird.
Das A&O: die Passform
Auch Schuhe, die zu lang und zu weit sind, machen den Füßen (und Orthopäden) zu schaffen. „Viele Leute orientieren sich beim Schuhkauf fast nur an der Schuhgröße, selten aber an der Breite“, sagt Südekum. Wenn ein Modell gefällt, aber etwas eng ist, nehmen sie es eben eine Nummer größer. Davor warnt Südekum: „In einem zu langen Schuh wird der Abfederungs- und Abrollvorgang behindert.
Der Ballen ballt sich
Manchmal hilft auch der beste Schuh nicht mehr, etwa wenn der Fuß stark deformiert ist. Bei einem Ballenzeh (Hallux valgus) kommen rund zehn verschiedene OP-Verfahren infrage. Bei allen entnimmt der Chirurg letztendlich einen Teil des Zehengelenks. Neue Verfahren zielen auf einen ambulanten, gewebeschonenden Eingriff ab, sodass der Fuß schnell wieder voll belastbar ist.
So wird bei der Smart-Toe-Operation das verschobene Gelenk mit winzigen Titan-Implan taten von innen geschient. Weil das eine minimal invasive OP ist, bleiben die Muskeln und Sehnen weitgehend intakt (Infos: www.hammerzeh.com).
Der Fuß findet keinen Halt, automatisch krampfen die Zehen zusammen.“ Die Konsequenz: Man knickt leicht um oder gewöhnt sich einen falschen Gang an, was die Gelenke belastet und die Ausbildung einer Fußdeformation wie Knick-, Senk- und Spreizfuß begüns tigt. Darunter leidet schon jeder dritte Deutsche.
Training für die Füße
Die meisten dieser Fußfehler lassen sich mit Training abschwächen, etwa indem Sie abwechselnd auf den Zehenspitzen und auf den Fersen laufen; eine Murmel mit dem Fuß vom Boden aufheben; mit den Zehen ein Blatt Papier in Schnipsel rupfen; möglichst oft barfuß gehen. Genauso wichtig ist es aber, sich beim Schuhkauf Zeit zu nehmen, die Füße messen und sich beraten zu lassen. Dann sitzen die neuen Beutestücke richtig bequem.
Sitzt, passt, wackelt und hat Luft
Achten Sie bei der Auswahl und Pflege von Schuhen auf folgende Punkte:
- Wechseln Sie täglich Ihre Schuhe, damit sie trocknen können und Form und Eigenschaften behalten.
- Ein Modell für Ihre Maße ist das Ziel. Da hilft ein Mehrweitensystem. Generell gilt: Nehmen Sie nicht eine Nummer größer, wenn der Schuh zu eng ist. Hände weg auch von zu weiten Schuhen: Dann rutscht der Fuß nach vorn und schlappt an der Ferse hoch.
- Runde Kappen, die den Zehen Freiraum lassen, sind für die Füße gesünder als die modernen, spitz zulaufenden Schuhe.
- Ein Innenfutter aus Leder leitet die Feuchtigkeit, die wir über die Füße verlieren, am besten ab.
- Vor Stößen schützt den Fersenbereich am besten ein gepolsterter Absatz – mit optimal etwa 6 cm Höhe.
- Atmungsaktive Sohlen und geformte Fußbetten – bei Gesundschuh-Herstellern Standard – unterstützen die Haltung.
- Zum Abrollen brauchen die Zehen beim Gehen Raum, darum sollte der Schuh vorn eine Daumenbreite Platz lassen.
- Eine Schnürung erlaubt das bequeme Anpassen am Spann.
Passende Schuhe für einen starken Rücken
Die richtigen Schuhe stärken den Rücken - Sportwissenschaftler Matthias Laar betreibt bei München ein bewegungsdiagnostisches Zentrum (www.creative-kinetics.de) und hat uns einige Fragen über die richtigen Treter beantwortet. VITAL: Gesunde Füße gleich gesunder Rücken – stimmt das? Matthias Laar: Eine vereinfachte Formel, aber sie stimmt. Die Füße sind die Basis der Statik und wirken über viele komplexe Bewegungen auf die Körperachsen und die Wirbelsäule ein. Werden alle Muskeln, Sehnen und Bänder – auch die kleinsten – regelmäßig gefordert, stärkt das auch den Rücken.
Wie kann ein Schuh das unterstützen?
Ein guter Schuh aktiviert die Fußmuskulatur und bewirkt, dass wir uns aufrichten und über Mikrobewegungen immer wieder unbewusst die Körperhaltung korrigieren, also „arbeiten“ müssen. Das kann auch bestehende Beschwerden ausgleichen. Das Schlimmste, das wir den Füßen antun können, ist Einseitigkeit. Wir sollten den hochsensiblen Rezeptoren an der Fußsohle jeden Tag einen Job geben.
Wie mache ich das?
Wir laufen zu viel auf glatten, harten Böden. Ideal wäre häufig wechselnder Untergrund – Sand, Schotter, Rasen – damit der Fuß ausgleichen und balancieren muss. Am alltagstauglichsten ist ein Mix: Tragen Sie häufig wechselnde Absatzhöhen, Schuhe mal mit und mal ohne Einlagen. Und natürlich: Laufen Sie möglichst viel barfuß.
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Das sagen Ihre Schuhe über Sie aus
Zeig mir Deine liebsten Schuhe und ich sag' Dir, wer Du bist: Mode gilt nicht umsonst als Spiegel der Persönlichkeit. Und dazu gehören selbstverständlich auch Schuhe. Welcher Schuhtyp sind Sie? Und was verraten Ihre Lieblingsschuhe über Ihren Charakter? Unser Test klärt Sie auf.